Wettbewerb 2016 – 1. Preis
Fertigstellung Sommer 2020
Ziel des Entwurfes war es, das Hotel nicht als Fremdkörper in der Stadt zu sehen, der nur eine Unterkunft für die auswärtigen Gäste ist, sondern einen Ort zu schaffen, an dem auch die Heilbronner Bürgerinnen und Bürger gerne zusammenkommen.
Städtebauliche Eingliederung
Der Hotelneubau entwickelt das bestehende städtebauliche Ensemble der Stadthalle »Harmonie« mit seinem Herzstück, dem Theodor-Heuss-Saal wie selbstverständlich weiter: Unter Aufnahme der vorhandenen Gebäudefluchten entsteht eine orthogonale, aber organische Komposition umgeben von Grünflächen. Der zehngeschossige Hotelbaukörper mit 173 Gästezimmern sitzt allseitig zurückgesetzt auf einem eingeschossigen, vollständig verglasten Sockelbau, welcher Lobby, Tagungsräume, das Hotelrestaurant und die Hausbrauerei aufnimmt. Der durch den Rücksprung nach oben entstehende Freiraum eröffnet großzügige Blickfelder auf den Stadtgarten und schafft einen behutsamen Übergang vom öffentlichen Bereich zum privaten Hotelbau. Das Dach des Sockelbaus tritt als massive Platte in Erscheinung, die ein umlaufendes Vordach ausbildet, den Park mit seinen Bäumen gleichsam in die Höhe hebt, und damit den Stadtgarten zu einem Teil des Gebäudes werden lässt. Die hier angrenzenden Gästezimmer, Tagungsräume und der kleine SPA mit Sauna erhalten einen direkten Zugang zu den Dachterrassen auf der Platte. Darunter öffnet sich das rundum verglaste Erdgeschoss mit den öffentlichen Bereich in einer einladenden Geste direkt zum Park. Wichtig war es, keine Rückseiten zu zeigen. Daher erfolgt die gesamte Andienung des Hotels unterirdisch in einem Lieferhof, damit kein Lieferverkehr im Stadtgarten stört.
Erschließung
Die Zufahrt zum Hotel erfolgt nördlich von der Gartenstraße aus an der Ostseite des Gebäudes. Von dort aus führt die 85m lange Promenade, auf der die Gäste das gesamte Ensemble von der Lobby bis zur Harmonie entlang der Tagungsräume und der Restaurants durchqueren können. Eine 5,80m hohe Wendeltreppe aus Stahl bildet als räumliche Skulptur das Highlight in der westlichen Tagungslobby, die die Tagungsräume im 1. Obergeschoss mit dem Foyer der Harmonie und der Hotelgastronomie verbindet. So lassen sich auch größere Kongresse im Parkhotel abhalten. Die Gästezimmer befinden sich vom 1. bis zum 9. Obergeschoss und werden über drei Gästeaufzüge angedient. Im 10. Obergeschoss sind ein Bankettsaal für 120 Personen, eine Rooftopbar und eine Terrasse mit Aussicht über die Stadt und die angrenzenden Weinberge. Der Feuerwehraufzug versorgt als Serviceaufzug alle Geschosse direkt von der Anlieferung im zweiten Untergeschoss und die Hotelküche im Erdgeschoss. Diese dient auch der Versorgung der Harmonie bei Konzerten und Festbanketten und wird im Zuge des Hotelneubaus erneuert. Die Hotelgarage unter dem nördlichen Parkteil erhält eine Verbindung mit der bestehenden Harmoniegarage, damit alle Parkplätze für das Hotel erschlossen werden, und hat einen direkten Zugang zur Lobby und den Aufzügen
Fassadengestaltung
Der Entwurf knüpft in der Fassadengestaltung an die Formensprache der Harmonie aus den 1950er-Jahren an: das Erdgeschoss und der Konferenzkubus auf dem Flachbau sind vollständig verglast und nehmen die Proportionen des Bestandes auf. Die plastisch gestaltete Fassade des Hauptbaukörpers mit ihren Gesimsen und Pilastern aus weißen Betonfertigteilen entwickelt dann das Thema auf eigenständige Weise weiter und zeigt durch ihre klare Rasterung und die Vollverglasung nach außen deutlich, dass es sich bei dem Gebäude um ein Hotel handelt. Der helle Ton des Weißbetons und die Leichtigkeit der Proportionen erzeugen eine freundliche Stimmung und lassen an Urlaub mitten in der Stadt denken. Die Gesimse sind als schmale Balkone ausgelegt und ermöglichen dadurch einen direkten Bezug zum Außenraum.
Konstruktion
Ab dem 1. Obergeschoss besteht das Hotel zum größten Teil aus Fertigteilen, inklusive der Badezimmer, die als Kabinen während des Rohbaus eingesetzt wurden. Lediglich die Aufzugschächte und Außenstützen wurden in Ortbeton erstellt. Alle anderen Wände sind als Hohlplatten gebaut. Die Verwendung von Sichtbeton als Werkstoff und die damit verbundene Reduzierung der Gewerke unter Verzicht auf eine nachträglich vorgehängte Fassade bringt auch eine Beschleunigung im Bauablauf mit sich: die Fassade wächst direkt mit dem Rohbau mit. Die Gesimse, die gleichzeitig als Austritte für Gäste und Wartungsarbeiten dienen, werden über Isokörbe gehalten und mit den 18cm starken Filigrandecken einbetoniert. Sie werden auf auskragenden Schalttischen platziert, die dann beim Ausschalen ins nächste Stockwerk gehoben werden. Die Pilaster stehen auf Elastomerlagern, sind mit Stiften in den Gesimsen vergossen und durch Edelstahlkonsolen in den Stirnseiten der Wände verankert. Die Fenster und Geländer werden später von innen her eingesetzt: Zunächst wurden die filigranen Geländer aus Flachstahl (40mm x 8mm) direkt im Beton verklebt. Dann wurden die Fensterelemente (3,5m x 2,5m) aus massiver Weißtanne mit Aluminiumdeckschalen im Ganzen montiert. Die Maße der Elemente wurden so gewählt, dass sie durch die Rohbauöffnungen der Türen passen. Die Scheibengrößen wurden so dimensioniert, dass die Gläser später bequem mit dem Feuerwehraufzug in die Etagen gebracht werden können, falls Scheiben ersetzt werden müssen. Durch diese Maßnahmen konnte auf ein Fassadengerüst verzichtet werden, denn die notwendigen Abdichtungen und die Verkleidungen der Ecken und Aufzugschächte erfolgten von den Balkonen aus. Hierzu wurde vom Schlosser ein Aufsatz als Absturzsicherung gebaut, der in den Geländern verankert werden kann.
Untergrund
Besonders ist auch die Konstruktion im Untergrund: fast der gesamte Stadtgarten ist von der in den 1970er Jahren erbauten Tiefgarage für die Harmonie unterkellert. Das Grundstück wurde von der Verwaltung der Stadt Heilbronn so geschnitten, dass ein Teil der Tiefgarage durch das Hotel überbaut werden muss. Der 10-geschossige Hochhausteil gründet mit seinen beiden Untergeschossen auf bis zu 24m langen Bohrpfählen neben der alten Tiefgarage und kragt ca. 4 Meter über diese aus. Gehalten werden die 10 Obergeschosse durch eine Abfangebene aus 2m hohen Ortbetonträgern. Das eingeschossige Restaurant steht davor auf der alten Garage. Es ist aus Gewichtsgründen als Stahlkonstruktion mit 16m Spannweite (HEA 700) ausgeführt. Dabei müssen die Stahlbetonverbundstützen (220 mm x 220mm) genau auf der Voute der Garagendecke stehen. Unterirdisch ist die alte Garage mit der ergänzenden, neuen Tiefgarage des Hotels verbunden. Es mussten auch zwei Notausgänge versetzt werden, sowie der Fortluftkanal der Garage mit 6,5m² Querschnitt. Dieser wird nun zwischen den Pfahlkopfbalken unter dem Flachbau geführt, weit weg von den Hotelzimmern.
Neubau Parkhotel Heilbronn
4 Sterne Superior, 170 Zimmer, 3 Suiten, Panoramasaal, Rooftopbar, Tagungsräume, Restaurant, Hausbrauerei
BGF oberirdisch: 12.139 m²/BGF unterirdisch: 4.503 m²
Bauherr: Parkhotel Heilbronn GmbH & Co. KG
Architekt LPH 1–5: Berthold Architekten BDA, Berlin/Pforzheim
Innenraumgestaltung: Flum Design, Hamburg
Bauleitung: PSP Vivas, Mike Vivas, Hohenfels
Landschaftsarchitektur: Glück Landschaftsarchitekten BDLA, Stuttgart
Statik: KKL Krieger Lietzow beratende Ingenieure PartmbB
Fassadenstatik: Medzech Ingenieure GmbH
Luftbilder: mit freundlicher Genehmigung von FSW Luftbilder
Fotos: © Robert Herrmann